Isa Genzken und Gerhard Richter haben gemeinsam das Design für die Duisburger U-Bahnhaltestelle König-Heinrich-Platz entworfen: Ein Kunstwerk der besonderen Art. Beim Hinabfahren auf der Rolltreppe öffnet sich eine beeindruckende Eingangshalle mit allen typischen Elementen wie Infotafeln, Fahrkartenautomaten und Werbung. Doch was den Raum wirklich einzigartig macht, ist die Verwendung von geprägtem, mattspiegelndem Edelstahl, der die Vielfalt an Farben und Formen neutralisiert.

Eine Wandfläche in der Halle besteht aus lebendigen, starkfarbigen Rechtecken, auf denen in weißer Schrift Verweise auf die Geschichte der Stadt zu finden sind. Diese Fläche bereitet die Passanten auf die folgenden Ebenen des Gebäudes vor. Mit der Rolltreppe geht es weiter, von kräftigem Gelb umgeben, zur Linie 901 in Richtung Mülheim und Obermarxloh.

An beiden Seiten der Bahnsteige befinden sich dynamisch ausschwingende Kreissegmente, die sich in der Mitte annähern. Auf der einen Seite sind sie weiß und rot, auf der anderen Seite zeigen sie die Grundfarben Gelb, Blau und Rot sowie daraus resultierende Mischungen wie Orange und Grün. Diese Gestaltungselemente sind von den Umlaufbahnen der Planeten Merkur und Venus inspiriert, die der Duisburger Kartograf Gerhard Mercator (1512–1594) untersuchte.

Eine Etage höher, in Richtung Ruhrort und Meiderich, umrahmen Spiegel und monochrome Farbflächen den Bahnsteig. Der Raum wirkt wie ein barocker Spiegelsaal, der sich mit den reflektierten Personen, gegenüberliegenden Wänden und verschiedenen Objekten erweitert. Es ist ein ständig wechselndes Theater mit Bühnenverwandlungen und immer neuen Statisten, ein Ort voller Einzigartigkeit.

Über die Rolltreppe gelangt man schließlich in die südliche Eingangshalle. Hier erstreckt sich eine emaillierte Fläche mit begrenzenden und überschneidenden Binnenflächen und Linien. Die starken, klaren Farben erinnern an die Gemälde von Gerhard Richter. In dieser Emaille-Ausführung wird die eigene Maltechnik zitiert, während gleichzeitig Verweise auf die Geografie und Verkehrswege der Stadt zu finden sind. Blaue Flächen und Streifen symbolisieren die Flüsse und den Hafen, während weitere Farblinien Straßen und Gleise darstellen. Es entsteht ein faszinierendes Spiel zwischen Kunst und Wirklichkeit.

NEUENTHÜLLUNGEN 2013

Die Wandarbeit von Isa Genzken und Gerhard Richter wurde im Rahmen des Projekts NEUENTHÜLLUNGEN 2013 auf Initiative der RuhrKunstMuseen gereinigt und saniert. Am 20. Juni 2013 wurde das Kunstwerk in Anwesenheit von Künstlern und Bürgerinnen und Bürgern des Ruhrgebiets feierlich wieder eingeweiht.

Standort:

Fotografie: Andreas Ren
Text: AloIs Tiehr
Quelle/Recherche: Public Art Ruhr, Ruhrkunstmuseen
 Ort: Duisburger U-Bahnhaltestelle Köln, Duisburg
GPS Daten: