Frances Scholz, eine in Deutschland ansässige amerikanische Künstlerin, widmet sich intensiv der abstrakten Malerei. Inspiriert von Werken des abstrakten Expressionisten Mark Rothko, erforschte sie bis in die 1990er-Jahre das Zusammenspiel von Fläche, Farbe und Grund in ihrer monochromen Farbfeldmalerei.

Frances Scholz geht es nicht um eine intuitive Kunstbetrachtung. Sie reduziert ihre Kunst auf das Wesentliche und schafft abstrakte Bildstrukturen, die zur Interpretation und Reflexion einladen. Im Rahmen des Kunst und Bau-Programms des Landes NRW gestaltete Scholz im Jahr 2009 das Wandgemälde Waterloo für das Orchesterzentrum NRW in Dortmund.

Dieses Werk ist Teil ihres gleichnamigen Projekts, bei dem sie verschiedene Medien, einschließlich Film, einsetzte. Dabei setzte sie sich mit dem Chaos der Schlachtordnung von Waterloo auseinander.

Das Wandgemälde erstreckt sich über zwei Wände und hat eine beeindruckende Größe von fast 9 x 26 Metern. Die dunkelblaue Farbe bildet einen Kontrast zur weißen Wand und lässt eine artenreiche „Leerstelle“ entstehen, die als eine Art „Sprechblase“ fungiert, um die Assoziationen der Betrachter aufzunehmen.

Das verwendete Lilienmotiv

inspiriert von einem Scherenschnitt des Malers Philipp Otto Runge, wird mehrfach überlagert und zeigt eine abstrahierte Darstellung der Schlachtordnung. Die Formensprache des Werkes ist abstrakt und reduziert, und die Verbindung zur historischen Vorlage wird nicht durch eine klare Darstellung vermittelt, sondern bleibt latent.

Waterloo ist nicht auf eine frontale Ansicht beschränkt, sondern setzt sich um die linke Wandecke herum fort und erzeugt so eine dreidimensionale Ebene. Im oberen rechten Bereich wird die dunkelblaue Fläche unterbrochen und die weiße Farbe scheint förmlich in den Raum zu fließen. Durch die Integration der schwarzen Türen wird das Werk zu einem integralen Bestandteil des Raumes und schafft einen Dialog zwischen Malerei und Architektur. Die Größe und Positionierung des Werkes an der Eckwand ermöglichen eine aktive Einbeziehung des Betrachters, der logische Bezüge, wiedererkennbare Formen und bekannte Objekte entdecken kann.

Frances Scholz‘ Auseinandersetzung mit der filmischen Bewegung schafft eine Verbindung zur Dynamik und den zufälligen Elementen einer Musikaufführung, die sich direkt auf den Präsentationsort bezieht. Das Werk Waterloo entfaltet seine Wirkung und eröffnet einen eigenen Raum für Reflexion und Kontemplation. Im öffentlichen Raum des Orchesterzentrums NRW schafft die abstrahierte Formensprache, die besondere Rezeptionsästhetik und die Wechselwirkung zwischen Bild, Fläche sowie Innen- und Außenraum ein faszinierendes visuelles Spannungsfeld.

Standort:

Fotografie: Andreas Ren
Text: AloIs Tiehr
Quelle/Recherche: Public Art Ruhr, Ruhrkunstmuseen
 Ort: Orchesterzentrum NRW in Dortmund
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