„Mitten in der Innenstadt von Hagen erhebt sich ein auffälliger blauer Monolith, der mit einer Höhe von drei Metern kaum zu übersehen ist. Bei genauerer Betrachtung entdeckt man, dass es sich um einen Brunnen handelt, bei dem das Wasser unsichtbar an Plexiglaswänden herunterfließt. Es gibt kein lautes Plätschern, die Bewegung des Wassers ist kaum wahrnehmbar und verleiht der Skulptur einen subtilen glänzenden Film.

Die Transparenz der Materialien, sowohl des Glases als auch des Wassers, löst die klare Trennung zwischen festem und flüssigem Material auf. Sie verschmelzen nahtlos miteinander und erzeugen eine optische Einheit. Der Brunnen selbst wirkt, als wäre er aus Wasser geformt. In der Dunkelheit tauchen blaue LED-Strahler die Wassersäule in ein magisches Licht. Dieser stille Brunnen lädt tagsüber und nachts zu einer meditativen Betrachtung ein.

Gruppe ZERO

Der Brunnen in Hagen wurde von Heinz Mack gestaltet, einem renommierten Künstler, der sich seit über einem halben Jahrhundert mit dem Thema Licht in der Kunst beschäftigt. In den späten 1950er-Jahren gründete Mack zusammen mit Otto Piene in Düsseldorf die Gruppe ZERO, die später von Günther Uecker ergänzt wurde. ZERO wurde als Reaktion auf die subjektive und emotionale Gestik der informellen Malerei ins Leben gerufen und setzte dem vielfarbigen Ausdruck der Nachkriegskunst das Monochrome und die Reinheit des Lichts entgegen.

Schon Anfang der 1950er-Jahre begann Heinz Mack, sich mit der Darstellung von Licht und Bewegung zu beschäftigen. Er experimentierte zunächst mit metallischen Reliefs, deren Oberflächen das Licht aufbrach und so eine vibrierende Dynamik erzeugten. Es folgten erste Lichtstelen und -kuben. Durch den Einsatz von Licht gelang Mack der Übergang vom Bild zur Plastik und schließlich zum Raum. Im Jahr 1959 schuf er die ersten motorbetriebenen Lichtskulpturen, die sich durch kreisende Reliefstrukturen kontinuierlich mit Licht füllten und der kosmischen Sonne nachempfunden waren. Später realisierte er auch beeindruckende Lichtinstallationen in den Wüsten Afrikas und den eisigen Landschaften des Polarkreises, bei denen reflektierende Objekte die eindringliche Kraft des natürlichen Lichts verdeutlichen.

Der Obelisk

Heinz Mack ist fest davon überzeugt, dass Kultur untrennbar mit Großstadtkultur verbunden ist und ist fasziniert von monumentalen Dimensionen. Seit den 1970er-Jahren widmet er sich der Schaffung von Außenplastiken und der Gestaltung öffentlicher Plätze. Die Verbindung von Wasser und Licht in Form einer Stele, wie sie in Hagen erlebt werden kann, hat eine lange Tradition. Ursprünglich geht sie auf die Bedeutung des Obelisken als Symbol für den Sonnenstrahl zurück. Der Obelisk, der in historischen Brunnenarchitekturen eine zentrale Rolle spielt, erinnert seit jeher an die altägyptische Vorstellung, dass das Leben durch die Berührung von Wasser und Sonnenlicht entsteht.

Im Werk von Heinz Mack vereinen sich Natur und Technik auf poetische Weise. Der Künstler ist gleichermaßen von der Schönheit der Natur und der Innovation der Technik fasziniert, doch nichts zieht ihn mehr in den Bann als die Kunst, die er als das letzte Paradies betrachtet, das wir noch bewahren können.

Standort: Innenstadt von Hagen, Deutschland.“

Fotografie: Andreas Ren
Text: AloIs Tiehr
Quelle/Recherche: Public Art Ruhr, Ruhrkunstmuseen
 Ort: Innenstadt Hagen
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