Das Werk „Nashorn-Tempel“ aus dem Jahr 1988 des Künstlers Johannes Brus, befindet sich in Essen an der Gladbecker Straße/Johanniskirchstraße. Ein Nashorn steht mittig auf einer quadratischen Bodenplatte und wird von vier stählernen Säulen umgeben. Der Künstler kreiert durch die Skulptur ein Bild, welches vertraut und ebenso fremd erscheint.
Die Säulen begrenzen die Bodenplatte an ihren vier Ecken und wirken raumgebend und zugleich begrenzend. Sie überragen das Nashorn und stellen es, als zentriertes Objekt, wie in einem Käfig zur Schau. Zugleich können die Säulen als Rahmen eines Tempels dienen, in dem das Nashorn im Zentrum gewürdigt und verehrt wird.

In seinen Arbeiten stellt Johannes Brus häufig einen Bezug zu anderen Kulturen, Räumen und Zeiten her. Der „Nashorn-Tempel“ verbindet räumlich ein nicht heimisches Tier mit der Umgebung des Ruhrgebiets und verweist zugleich auf kulturell begründete Verehrung in Tempeln. Die Säulen dieses Tempels dienten ursprünglich als Gussformen (Stahlkokillen) und erinnern an die prägende Industrie für das Ruhrgebiet. Die rostige Oberfläche der Gussformen visualisiert die vergangene Zeit, der sie entstammen. Heute weist die Oberfläche zahlreiche Graffitis auf.

Johannes Brus macht in seinen Werken oft den Prozess der künstlerischen Arbeit sichtbar. Die Betonoberfläche des Nashorns ist uneben und verdeutlicht den Arbeitsprozess, der eine Verbindung zu den Stahlkokillen und ihrer ehemaligen Verwendung in einem Produktionsprozess herstellt. Der Nashorn-Tempel erscheint in einem statischen Zustand, der jedoch durch die Verbindungen zwischen Zeiten und Räumen, Menschen und Tieren, Prozess und Stillstand, eine Vielzahl an Bildern und Assoziationen hervorruft, die individuelle Interpretation und Wirkung ermöglichen.

Biografische Daten Johannes Brus

Der Künstler Johannes Brus ist ein deutscher Künstler und wurde 1942 in Gelsenkirchen geboren und studierte von 1964-1971 an der staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf. Von 1986 bis 2007 war er als Professor an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig tätig. Seine künstlerischen Arbeiten sind in den Bereichen der Fotografie und Bildhauerei. Reisen nach Indien und Afrika in den 1980er Jahren inspirierten ihn dazu, die Darstellungsweisen verschiedener Kulturen zu verbinden.

Fotografie: Andreas Ren
Text: Noa Rötzel
Quelle/Recherche: Johannes Brus-das Unsichtbare im Sichtbaren, artnet.de, Public Art Ruhr
Ort: Essen, Gladbecker Straße/Johanniskirchstraße 
GPS Daten: