Auf der Rasenfläche, vor der spiegelnden Fassade des Oberlandesgerichts in Hamm befindet sich die Skulptur „Gespaltene Erde“ des Bildhauers Paul Dierkes. Die Skulptur wurde im Jahre 1957 aus Granit gefertigt. Den Künstler inspirierten besonders die Eindrücke seiner Wahlheimat Tirol. Seine Werke sind meist von beindruckender Größe und Schwere und zeugen von seiner Bewunderung für die mächtige Tiroler Berglandschaft. Besonders faszinierten ihn die durchfurchten Oberflächen der Felsen, welche die Naturkraft im Laufe der Zeit gestalte. 

Die Skulptur „Gespaltene Erde“ zeigt auf abstrakte Weise die künstlerische Auseinandersetzung mit diesen Eindrücken. Die Oberfläche der Skulptur ist durch sichelförmige Einschnitte gegliedert. Die offenliegenden Flächen sind zusätzlich durch ein feines strahlenförmiges Muster strukturiert. Vier kleine Eisenwürfel bilden die Unterkonstruktion der Skulptur und heben sie leicht von der Rasenfläche ab. Dadurch entsteht der Eindruck, eines schwebenden Zustands. 

Die Werke von Paul Dierkes sind Ausdruck eines intensiven Interesses an den Materialien, den Möglichkeiten und Grenzen ihrer künstlerischen Bearbeitung. Festigkeit und Massivität kontrastieren mit der Möglichkeit zur Formung. Die Oberfläche der Skulptur erinnert an eine zerklüftete Felswand, zugleich weisen die Geometrie und Symmetrie auf die Arbeit des Künstlers hin. Die Einschnitte wirken wie aufklaffende Wunden und erinnern an potentielle Verletzlichkeit des augenscheinlich massiven Granits. Die dargestellten Kräfteverhältnisse verweisen ebenfalls auf die Beziehung zwischen Natur und dem Menschen. Form und Titel assoziieren das Bild des Planeten Erde, welcher solide und unverwundbar scheint, dessen Verletzlichkeit aber zunehmend sichtbar wird. Die Bedeutung kann jedoch auch weitreichender gehen und an den allgemeinen Umgang miteinander in einer Gesellschaft erinnern.

Biografische Daten Paul Dierkes

Der Bildhauer und Grafiker wurde 1907 in Cloppenburg geboren und starb 1968 in Berlin. Wie schon sein Vater machte er zunächst eine Lehre als Steinmetz und studierte später Bildhauerei an der Königsberger Kunsthochschule. Paul Dierkes gilt als wichtiger Vertreter der Kunst der Nachkriegszeit. Kunstgeschichtlich stehen seine Werke an der Grenze zur Abstraktheit, doch ist gleichzeitig noch ein Festhalten an gegenständlicher Abbildung zu erkennen. Er bevorzugte Materialien wie Holz, Stein und Bronze, doch fertigte er auch Aquarelle, Lithographien und Zeichnungen an. 1948 wurde er als Professor für Holz-und Steinbildhauerei an die Hochschule für Bildende Künste in Berlin berufen.

Fotografie: Andreas Ren
Text: Noa Rötzel
Quelle/Recherche:  Public Art Ruhr, Ib-oldenburg.de, Schwazer Kulturzeitschrift
Ort: Hamm, Oberlandesgericht
GPS Daten: